Das Erzgebirge in Sachsen ein unbekanntes Land – Erlebnisreiche Reise in Deutschlands Osten

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Der als Winterreise deklarierte Vereinausflug des Weidenthaler Fußballclubs führte dieses Jahr nach Großrückerswalde am Fuße des Erzgebirges. Über die Berge führten bereits im Mittelalter Handelswege, die Böhmen und Sachsen verbanden. Die unmittelbare Nähe zur Grenzübergangsstelle Reitzenhain bietet Einwohnern und Gästen die Möglichkeit, schnell die touristischen Anziehungspunkte im benachbarten Tschechien zu erreichen.

Nach der Begrüßung durch die Wirtsfamilie Wemmer mit einem kleinen Schluck „Medizin“, auch Waldbenzin genannt, machte uns der für die nächsten Tagen angeheuerte Gästebetreuer Wolfgang Ranft mittels eines Lichtbildervortrages schon mal mit den Schönheiten seiner Heimat vertraut.

In den folgenden Tagen betonte er denn auch immer wieder, dass wir ja im Winter unterwegs wären. Abgesehen von der kalten Luft merkten wir davon jedoch nicht allzu viel. Schnee war weit und breit nicht in Sicht, was aber keineswegs störte. Im Gegenteil, konnten wir so doch alle geplanten Fahrten und Unternehmungen reibungslos und störungsfrei durchführen. Weiterer Vorteil dieser winterlichen Reisezeit, Wartezeiten bei den zahlreichen Besichtigungen waren keine zu verzeichnen.

So auch nicht bei der ersten Tagesfahrt zur Augustusburg, der größten Schlossanlage des Freistaates Sachsens. Bei einer Führung lernten wir den aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gebäudekomplex ausführlich kennen, darunter das Brunnenhaus und die Kirche, sowie die Wohn- und Schlafräume von Kurfürst August. Weiterer Höhepunkt das mit tollen Exponaten ausgestattet Motorradmuseum. Nach einer Stärkung im urigen „Augustuskeller“ – mit dem Zugang zum kleinen Turm, wo früher die faulen Köche eingesperrt wurden – ging die Reise quer durch das Erzgebirge weiter nach Annaberg, wo mit der St. Annenkirche die wohl schönste Kirche des Sachsenlandes auf uns wartete.

Am Abend des Rosenmontages boten die Großrückerswalder Narren in der zum Hotel gehörenden Musikantenscheune eine Faschingsparty der Superlative. Das närrische Programm brachte einen Höhepunkt nach dem anderen. Wer dachte, die „Arzgebirgler“ seien zurückhaltend, der irrte sich gewaltig. Die Gäste aus der Pfalz waren rundweg begeistert über diesen Karneval im Osten.

Reiseleiter Wolfgang nimmt es mit seinen Zeitangaben nicht immer ganz genau. So ging es am nächsten Morgen bereits um 7.90 Uhr weiter, man kann auch sagen 8.30 Uhr. Tschechiens Hauptstadt Prag stand auf dem Programm. Und natürlich wurden alle touristischen Highlights geboten. Eine Burg- und Stadtführung auf dem Hradschin war da ebenso dabei, wie die Besichtigung des eindrucksvollen Veitsdomes. Die Mittagsrast im Gewölberestaurant „Laura“ kam ebenso gut an, wie der nachmittägliche Spaziergang über die Karlsbrücke, ins Klementinum und durch die Häuser zum berühmten Wenzelsplatz. Am Altmarkt tobt das Leben. Die astronomische Uhr mahnt uns wie vor 500 Jahren immer noch, das Leben zu leben und so einzuteilen, dass es nicht sinnlos ist. Die Rückfahrt ging an Komodau vorbei über die berühmte Straße mit den „lebenden Schaufensterpuppen“.

Tags darauf führte uns Wolfgang nach Seiffen. In einer Schauwerkstatt konnten die alten Handwerkerkünste, wie das Reifendrehen, das Drechseln und die Herstellung der Figuren bewundert werden. Danach wanderten wir durch den Ort und konnten 54 Läden mit traditionellen Holzsachen besichtigen und bestaunen und natürlich auch einkaufen. Einige besichtigten noch die berühmte Seiffner Kirche. Der Kantor stellte uns sein Kirchlein nebst Orgel vor. Zur Mittagspause führte unser Weg auf den höchsten Berg des östlichen Erzgebirges, den Schwartenberg. Neben gutem Essen wurde auch viel Witz und Humor geboten. Für die ganz Durstigen gab es ganz kleine Biere. Gut gesättigt war anschließend Neuhausen nächster Anfahrpunkt. Im dortigen privaten Nussknackermuseum konnte man rund 4.900 verschiedene Nussknacker bestaunen, darunter auch die deutsche Fußballnationalmannschaft und die Kastelruther Spatzen. Natürlich steht dort auch der mit 5,87 m Höhe größte Nussknacker der Welt.

Was wäre das Erzgebirge ohne seinen Bergbau ? Nichts. Daher besichtigten wir auch eines der ältesten Schaubergwerke. Die Wanderung durch die engen und dunklen Stollen war nichts für Leute mit Platzangst. Aus erster Hand wurde uns verdeutlicht, wie hart die Arbeit der Bergleute früher war.

Bei einem kleinen Heimatabend im Hotel wurden uns dann bei Musik nochmals verschiedene Handwerkstechniken live vorgeführt. Die geklöppelten Deckchen und kunstvollen Schnitzereien konnten natürlich auch preiswert erworben werden.

„Mir fahrn nach Draasden, Sachsn ärgern“, so das Motto unseres Reiseleiters am nächsten Morgen. Dort wurden wir zu einer Führung durch die Innenstadt eingeladen. Dabei ging es über den Theaterplatz zur berühmten Semperoper, vorbei durch das Osttor in den noch berühmteren Zwinger und weiter in den Nordbereich des Dresdner Schlosses. Beeindruckend im Wirtschaftshof die 102m lange und 19m hohe Wand mit geschichtlichen Darstellungen auf 25.000 Kacheln aus Meißner Porzellan.

Bleibendes Erlebnis danach der Besuch der Frauenkirche. Für viele Reiseteilnehmer der Höhepunkt dieser Ausflugsfahrt schlechthin. Nach diesem sinnlichen Aspekt ging es wieder lustig und geschichtsträchtig zu. Wer in Dresden einkehren möchte, für den ist der „Sophienkeller“ ein Muss. Anschließend war der Besuch des „Neuen Grünen Gewölbes“, der Schatzkammer der sächsischen Kurfürste und Könige, eine mehr als beeindruckende Sache.

Unsere Rückreise ins Hotel führte an der umstrittenen „Waldschlösschenbrücke“ und am Fernsehturm vorbei ins Tal der Elbe. Berühmte Elbschlösser, die „Eckhartsburg“, „Lingner Schloss“ und die „Albrechtsburg“ lagen am Wege.

Tags darauf, war zunächst einmal die Erlebnisburg „Scharfenstein“ unser Ziel. Begrüßt wurden wir durch den Stülpner Karl, einen Wildschütz ähnlich unserem „Schinnerhannes“. Er führte uns auch durch sein Museum „Sehnsucht nach dem Licht“ und wieder waren wir sehr beeindruckt. Nach der verdienten Pause im rustikalen Burgkeller ging die Reise in das obere Erzgebirge weiter. Und, wir konnten es kaum glauben, wir sahen Schnee. Da wurde es uns so kalt, dass wir gleich noch in eine Fabrikation von „eingedicktem Wasser“ hineinschneiten. Die Firma Ficker in Crottendorf stellt zahlreiche Schnäpse und insbesondere Liköre her. Die Wässerchen sind wirklich nicht zu verachten!

Etwas belustigt nach dieser Besichtigung mit obligatorischer Probe waren wir dankbar, dass das Verkehrsmittel gewechselt wurde. Im extra für uns angehängten Büffetwagen der Fichtelbergbahn fuhren wir durch eine winterliche Landschaft von Cranzahl nach Oberwiesenthal, der mit 912m höchstgelegenen Stadt Deutschlands. Bei Würstchen und Bier rückte der Fichtelberg immer näher. Wie es sich für Winter gehört, mit Schnee bedeckt und Anziehungspunkt für zahlreiche Wintersportfreunde. Von seinem 1.214 m hohen Gipfel aus sahen wir auch den höchsten Berg des Erzgebirges, den 30 m höheren Keilberg. Der Sonnenuntergang über der verschneiten Landschaft brachte für die Fotografen noch einige tolle Motive. Und so ging auch unser sehnlichster Wunsch dieser Reise in Erfüllung – Urlaub im Winter und Schnee.

Unsere letzte Fahrt rief uns wieder zeitig in den Bus. Und so fuhren wir wieder über Chemnitz auf der Autobahn – natürlich niegelnagelneu – nach Pirna und weiter in die „Sächsische Schweiz“, wo die Bastei erkundet wurde. Diese gewaltige Felsbastion muss man einfach gesehen werden. An den Felsen konnten auch einige Kletterer ausgemacht werden. Aus Sachsen stammen ja ganz bekannte Bergsteiger und Extremkletterer. Bei unserem Rundgang durch dieses großartige Felslabyrinth blickten wir in die „Schwedenlöcher“, stiegen auf Aussichtsfelsen und wanderten über die berühmte Basteibrücke. 150 Stufen brachten uns auf den höchsten Felsen, von wo aus man eine grandiose Aussicht über die Landschaft und die darin tief eingegrabene Elbe hat.

Über Pirna zurück führte uns der weitere Weg zur mit 9,5 ha größten deutschen Festung Königstein. Durch das Torhaus haben wir den mühevollen Aufstieg gut bewältigt. Im Brunnenhaus gab es dann auch gleich eine interessante Vorführung des Brunnenhebens. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass man auch heute noch etwas aus der Geschichte der ehemaligen DDR erfahren kann. Nicht nur über die Staatskalesche Trabant, dessen berühmteste Ausführung der 601er war. Sechshundert Leute bestellten ihn und einer bekam ihn. Nach der Brunnenführung hatten wir auch etwas Hunger. Hier erlebten wir DDR pur. Sozialistische Wartegemeinschaft, für eine Bockwurst und ein Bier anstellen ! Natürlich war es an diesem Tag Winter und so waren die Bedienungen auch eingestellt. Nach dieser interessanten Erfahrung streiften wir noch um die mächtigen Mauern und genossen die herrlichen Ausblicke auf die Elbe und das Osterzgebirge.

Und so ging denn eine wirklich tolle Reise in ein für uns bis dahin unbekanntes Land leider viel zu schnell zu Ende. Nette Leute die zu Freunden wurden, tolle Landschaften und viele kulturelle Höhepunkte lassen uns diese Winterreise, die keine war, in allerbester Erinnerung bleiben. Die „Wackeraner“ bedanken sich ganz herzlich bei Ulli und Hannel Wemmer für die prima Aufnahme, bei Busfahrer Ludwig Weber für den reibungslosen Transport und natürlich bei unserem Gästebetreuer, Stadtbilderklärer, Reiseleiter, Arzgebirgler und Bergmaa aus dem Arzgebirg, Wolfgang Ranft.

Eine Reise ins Erzgebirge – zur Nachahmung strengstens empfohlen!